TUGIUM 19/2003 (Jahrbuch des Staatsarchivs des Kantons Zug, des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie, des Kantonalen Museums für Urgeschichte Zug und des Museums in der Burg Zug)
Projektbilder & Renderings
Pläne
Schwarzplan
Erdgeschoss
Fassade nord-ost
Fassade nord-west
Fassade süd-ost
Fassade süd-west
Schnitt Q-Q
Obergeschoss
Galerie Dachgeschoss
Situation
Schnitt S-S
Untergeschoss
AO-Plan
Prospekte & Beschriebe
TUGIUM 19/2003
Kurzbeschrieb
Das 2002 zum Atelier umgebaute, historische Nebengebäude (Rossstall) wurde 2020 zu einem eigenständigen kleinen Wohnhaus ("Stöckli") ausgebaut.
Ausgangslage
Das Nebengebäude wurde seit 2002 als Musik-Atelier genutzt. Dazu war im Jahre 2002 das Obergeschoss ausgebaut worden: Ober- und Dachgeschoss wurden in und auf die historischen Strukturen (Strickbau) auf- und eingesetzt, ein neues Dach wurde erstellt.
Das Erdgeschoss wurde damals nicht angetastet, wurde weiter als Lager und Autoeinstellgarage genutzt, ohne Wasser- und Abwasseranschluss. Es gab keine Küche, keine Sanitärzelle. Geheizt wurde das OG und DG mit einem modernen, effizienten Holzcheminéeofen.
Nun kam der Wunsch auf, das Gebäude zu einem eigenständigen, kleinen Wohnhaus auszubauen.
Entwurfsidee
Wichtiges Anliegen war es, die Ausbauwünsche ohne Veränderung des Volumens und weitgehend ohne Veränderung der Fassaden zu erfüllen.
Der alte historische Strickbau bleibt weiter prägender, ablesbarer Teil.
Durch den Ausbau wird im Dorfzentrum ohne grosse sichtbare Veränderung eine Nutzungsverdichtung erreicht.
Die Fassadenstruktur von 2002 mit einer Schalung aus vertikalen Latten wird im Bereich des ehemaligen Garagentores heruntergezogen. Der ganze Baukörper wird dadurch homogener und klarer.
Der Haupteingang verbleibt im OG, erreichbar über die Aussentreppe und den Balkon.
Das neu ausgebaute Erdgeschoss wird durch eine interne Treppe integriert. Hier werden ein neues Zimmer und eine Sanitärzelle eingepasst.
Die bestehende Leitertreppe in die Galerie wird durch eine gut begehbare, sichere Treppe ersetzt. Die Galerie wird etwas erweitert um vielfältiger genutzt werden zu können.
Projektierung
Die bestehende schöne Raumwirkung von OG und DG beibt voll erhalten. In einem monatelangen Planungsprozess wurden vielfältige Einteilungs- und Raumvarianten diskutiert, wurde die Art der Integration von Erdgeschoss und Galerie ausführlich studiert. Es gab auch Unterbrüche im Planungsprozess, weil auch die Bauherrenwünsche noch viel Spielraum aufwiesen und sich erst im Laufe des Planungsprozesses festigten. Die Kleinheit des Objektes stellte die ganze Zeit eine grosse Herausforderung dar. Viel Wert wurde auf eine bequeme und sicher begehbare Treppe gelegt. Dennoch sollte die neue Vertikalerschliessung weder zu viel Platz beanspruchend, noch die Raumwirkung beeinträchtigen.
Die ausgeführte Lösung ist sehr sorgfältig durchdacht und auf die persönlichen Bedürfnisse des Bauherrn abgestimmt. Dennoch ist eine flexible Nutzung möglich, die auch in Zukunft verschiedene Lebens- und Wohnformen zulässt.
Die Heizmöglichkeit durch den Cheminéeofen wird beibehalten, zusätzlich wird aber der Nebenbau mit einer Fernleitung an die bestehende Gasheizung des Haupthauses angeschlossen.
Im OG und DG und im Dach erfolgt die Dämmung durch mit Cellulose gefüllte, in den Strickbau hineingestellte Holzrahmenelemente.
Im EG kann nicht mit im Werk fertig produzierten Wandelementen gearbeitet werden. Es wird innen gedämmt. Aus ökologischen Gründen und für ein gutes Raumklima wird mit Schafwolle gedämmt, auf Lehmbauplatten kommt Lehmputz zum Einsatz.
Realisierung
Baubeginn: 13. Januar 2020
Die Bauarbeiten konnten planmässig ohne spezielle Vorkommnisse durchgeführt werden. Weil auf der kleinen Baustelle ohnehin immer nur wenige Handwerker gleichzeitig gearbeitet haben, konnten auch die Coronaschutzmassnahmen einfach erfüllt werden. Es kam kaum zu Verzögerungen, dies auch dank guter Kooperation und Kommunikation aller Unternehmer.
Bauabnahme durch die Stadt Zug: 28. April 2020
Besonderheiten
Der Bau ist in der Ortsbildschutzzone von Oberwil-Zug. Durch den Ersatz des Garagentores mit der Holzschalung wird die Einordnung in die Ortsbildschutzzone deutlich verbessert, was von der Denkmalpflege sehr begrüsst wird.
Von der Stadt wird die Erhöhung des Wohnungsanteiles auf dem Grundstück bei unverändertem Bauvolumen positiv beurteilt.
Der Strickbau dürfte gemäss dem Amt für Denkmalpflege und Archäologie aus dem 15. Jh. stammen. Eine Dendrochronologie fand allerdings noch nicht statt.
Das jetzt zum Stöckli ausgebaute Atelier war früher ein Nebengebäude des Wohnhauses auf dem gleichen Grundstück. Der Urkörper, der Strickbau, diente ursprünglich als Rossstall, später erhielt er südseitig einen Anbau, der bis 2019 als Garage genutzt wurde. Das Dach wurde damals mit Aufschiebern über diesen Anbau weitergezogen. Dabei wurde auch das Dach über dem Strickbau verändert. Beim Umbau dieses Gebäudes im Jahre 2002 (Projekt: ebenfalls ARCHMARK, Bauherr war bereits Urs Koller) wurde das bestehende Dach über dem ganzen Nebenbau durch eine neue Dachkonstruktion ersetzt und der First wurde in die Gebäudemitte verschoben. Das EG wurde damals unverändert gelassen.