Die Zentralbibliothek des Luzerner Architekten Otto Dreyer aus dem Jahr 1951 wurde erneuert und der ehemalige Magazintrakt in eine Freihandbibliothek umgenutzt. Die sanfte Sanierung der weiteren Räumlichkeiten orientiert sich an den ursprünglichen Raumvorstellungen und am Konzept des Erbauers.
Ausgangslage
Die Zentralbibliothek des Luzerner Architekten Otto Dreyer von 1951 entwickelte sich seit Bestehen von der Kantonsbibliothek mit wissenschaftlichen Beständen zur Zentral- und Hochschulbibliothek ZHB. Der schlechte bauliche Zustand und veränderten Nutzerbedürfnisse und behördlichen Auflagen machten grössere bauliche Anpassungen notwendig. So sollte das Büchermagazin in eine Freihandbibliothek umgebaut, die Benutzer- wie Mitarbeiterarbeitsplätze ausgebaut und Aufbewahrungs-Räumlichkeiten für die wertvollen Sondersammlungen geschaffen werden. Zudem waren die Gebäudetechnikanlagen zu sanieren.
Entwurfsidee
Der Fokus der Bauaufgabe liegt auf der Umnutzung des Büchermagazins und zeigt sich als ‘Haus in Haus’-Konzept. Der Schnitt des Gebäudes ist so angelegt, dass der Besucher beim Eintreten in den Raum die volle Höhe des Gebäudes spürt. Über Oberlichter entlang der Ostfassade gelangt Tageslicht bis ins Erdgeschoss. Die Lese- und Arbeitsplätze befinden sich entlang dieser neuen Galerien. Das Erdgeschoss wird durch eine zusätzliche neue Treppe mit dem Untergeschoss verbunden. Ein Lichtschlitz entlang der Westfassade belichtet die Arbeitsräume und die Ausstellung der Sondersammlung. So entsteht ein offener, kontinuierlicher Raum im umgebauten Gebäude, und alle Geschosse werden räumlich miteinander verbunden. Durch die Offenheit wirkt die Freihandbibliothek hell und freundlich, ganz im Sinne des modernen Postulates von Sonne, Licht und Luft. Die Materialisierung der Freihandbibliothek orientiert sich an den ursprünglichen Raumvorstellungen und am Konzept von Otto Dreyer. Die Westfassade wird denkmalpflegerisch restauriert. Nur ein grosses Fenster weist zur Hirschmattstrasse auf die veränderte Nutzung hin. Nach dem Umbau sollten die Eingriffe nicht direkt sichtbar sein – mehr als hätte Dreyer seine Hände im Spiel gehabt.
Projektierung
Der Renovationsbedarf des bestehenden Gebäudes sowie die Nutzungsanforderungen an eine zeitgemässe und zukunftsorientierte Freihandbibliothek erforderte eine ausgeweitete architektonische Betrachtung aller Räume. Wichtige Elemente der Nutzungsumlagerungen sind die Verschiebung der Sondersammlung in den ehemaligen Vortrags- und Ausstellungssaal, der Einbau einer Cafeteria in die ursprünglichen Räume der Sondersammlung, die Einrichtung von Büroräumen im nördlichen Zwischentrakt sowie die Neuorganisation des Katalogsaals für Ausstellungen und Zeitschriften. Das Materialisierungskonzept sieht vor, dass die bestehenden Räume der Bibliothek ihren ursprünglichen Charakter zurückerhalten. Die baulichen und betrieblichen Mängel wurden mit der Umnutzung des Büchermagazins in eine Freihandbibliothek, mit der Schaffung von zusätzlichen Plätzen für Benutzer und Mitarbeiter, der Verbesserung der konservatorischen Bedingungen für Bestand und Sondersammlungen, der Behebung der Mängel des Brandschutzes und der Erdbebensicherheit sowie der Schaffung einer behindertengerechten Erschliessung behoben.
Das Farb- und Materialisierungskonzept leitet sich vom dreyerschen Konzept ab und führt dieses weiter. Die Renovation legt den Fokus auf eine denkmalpflegerische Rekonstruktion der Materialien, Farben und Raumstimmungen. Der Umbau hat die Intention, sich mit den Raumqualitäten des Bestandes in Einklang zu bringen und ihn als weiteren Teil des Gesamtensembles sichtbar zu machen.