Eine städtische Skulptur aus den Eigenheiten des Ortes entwickelt.
Das siebenstöckige Gebäude an der Grafenaustrasse 1 liegt zentral in der Nähe des Bahnhofes. Der Neubau erhält durch das punktuell kronenartig an die Fassade vorstossende Attikageschoss eine unverkennbares Gesicht im Stadtbild.
Ausgangslage
Das siebenstöckige Wohn- und Geschäftshaus bildet den städtebaulichen Abschluss der Bebauung Grafenau-Süd in Zug und fungiert als Scharnier im Bebauungsperimeter. Städtisch ist der Dialog des Hauses durch seine unterschiedlich ausformulierten Aussenräume mit dem öffentlichen Platz, klassisch die Gliederung der Glasfaserbeton-Fassade, die sich am Zuger Stadthaus orientiert. Im Innern der hochwertigen Wohnungen erlauben präzise Durchblicke die Sicht auf den See und die Berge. Insgesamt werden siebzehn Mietwohnungen im gehobenen Segment angeboten mit Dienstleistungsflächen.
Entwurfsidee
Die klassischen Gliederung der plastisch ausgebildeten Glasfaserbetonfassade ist eigenständig ausgebildet und vermittelt gleichzeitig mit dem Bestand. Gegen den im Süden gelegenen Platz und das Bahnviadukt wird durch verschieden vorspringende Balkone und eingezogene Loggien der Dialog mit der Umgebung eröffnet. Die hellen Wohnräume und offenen Küchen profitieren mit den grossen Schiebefenstern vom Freiraum des Gleisfeldes und bieten teilweise Durchblicke auf den See und die Berge. Im unteren Bereich der vorgesetzten Balkonelemente wird durch die Drehung des Flachstahls der Staketengeländer weniger Durchsicht gewährt als im oberen Bereich, so dass vorbeifahrenden Zugreisenden weniger Einsicht als den Bewohnern Aussicht gewährt wird. Aufgrund der vergleichsweise dichten Situation im Innenhof ist der Anteil an offenen und geschlossenen Fassadenteilen rückseitig stark reduziert und sämtliche Fenster verfügen über eine Brüstung. Rund perforierte Glasfaserelemente bieten zusätzlichen Sichtschutz in den Nassräumen. Im Kontrast dazu wird die Platzfassade offen gestaltet - einzig die Schlafzimmerfenster werden mit Brüstung ausgebildet.
Projektierung
Das Haus wird vom öffentlichen Platz her über ein gebäudeumfassadendes Natursteinfries betreten. Die Materialisierung aus grünem Granit differenziert die zum Haus gehörende Vorzone zum öffentlichen Asphaltplatz und führt als einheitlicher Bodenbelag im Treppenhaus durch das ganze Gebäude. In der überhohen Eingangshalle aus warmem Holz, welche die räumliche Atmosphäre zum öffentlichen Raum kontrastiert, befinden sich die Briefkästen und ein seitlich angelagerter Raum für Kinderwagen und Velos. Besuchern eröffnet sich beim Betreten des Gebäudes der Blick durch das Treppenhaus in den Innenhof, so dass ein räumlicher Bezug auf die intimere Rückseite entsteht. Das Treppenhaus weist ein grosszügiges Auge mit einem Oblicht auf, über das zenital Licht über den Liftschacht einfällt und sich ein Schattenspiel mit dem zusätzlich durch die Treppenhausfenster einfallenden Lichtstrahlen ergibt. Warmes Eichenholz bei den Eingangtüren und dem Treppenlauf kontrastieren den urbanen Raum. Im Erdgeschoss und Mezzanin befinden sich Gewerberäume und ein Atelier, darüberliegend die vier Wohngeschosse mit Attika. Die realisierte Gebäudetechnik ist auf dem neusten Stand und nachhaltig konzipiert, wobei Energiepfähle zum Heizen und Kühlen genutzt werden. Eine Erschütterungsmatte, welche das ganze Untergeschoss vollumfänglich umfasst, reduziert den Körperschall des nahen Zugverkehrs.
Realisierung
Um das gegen den Innenhof gelegene Treppenauge entwickeln sich die vier Regelgeschosse mit je vier Wohnungen. Die zwei mittig situierten 2.5-Zimmerwohnungen sind als städtischer Wohnraum konzipiert und orientieren sich mit Wohnen und Schlafen auf das urbane und offene Gleisfeld. Ein französischer Balkon ermöglicht durch das Aufschieben der grossen Fensterfront die Erweiterung des Wohnraums nach Aussen. Flankierend zu beiden Seiten liegen zwei 3.5-Zimmer-Wohnungen, welche über die gesamte Gebäudetiefe von Platzfassade bis zum Innenhof spannen und die Zweiseitigkeit des Gebäudes nutzen. Die Schlafzimmer sind dem ruhigen Innenhof angegliedert und eröffnen im Sommer Ausblick ins prächtige Laubwerk der Hofbäume. Ein grosszügiger Aussenraum erweitert den Wohnraum jeweils gegen Süden. Für mehr Privatheit verfügt die dem Gleisfeld am nächsten gelegene und an das Nachbargebäude angrenzende 3.5-Zimmerwohnung über eine zum Schutz vor Nachbarn und Zugreisenden ins Gebäudevolumen zurückgezogene Loggia. Den unerwünschten Einblicken vom frontalen Gegenüber wird so entgegengewirkt. Die dreiseitig orientierte 3.5-Zimmerwohnung im Westen liegt am weitesten vom Gleisfeld entfernt. Mit ihrer Ausrichtung profitiert sie vom Abschluss der Blockrandbebauung und erhält mit einem ausspringenden Balkon freie Sicht in den erbindenden Hofraum der Grafenau Süd.
Im Attikageschoss befindet sich eine grosse 6.5-Zimmerwohnung, die aufgrund der markanten Einschnitte wiederum eine eigene Qualität aufweist.