Die «Klinik Alvaneu Bad» soll das Dorf als Kurort für Erschöpfungsfälle wieder stärken. Das historisch wertvolle «Wohnhaus Laim» wird umgenutzt und erweitert. Während sich der Neubau subtil in die Umgebung integriert, erstrahlt der Bestand nach einer denkmalpflegerischen Sanierung im neuen Licht.
Ausgangslage
Das stattliche Gebäude steht an der Hauptstrasse in einer terrassierten Parzelle von Alvaneu Bad. Das Kellergeschoss liegt auf Strassenniveau, darüber befinden sich zwei Wohn- sowie ein nicht ausgebautes Dachgeschoss. Es wurde einst als Wohnhaus erbaut und wurde danach als Schulhaus genutzt. Das Gebäude steht auf der kantonalen Inventarliste der Denkmalpflege. Viele Bauteile und der Innenausbau sind in originalem Zustand. Das 1850 erbaute Haus ist Eigentum der Gemeinde Albula/Alvra und steht heute leer. Die Gemeinde sucht nach einer geeigneten Projektidee und deren architektonischen Umsetzung.
Entwurfsidee
Das bestehende Gebäude wird erweitert, wodurch von Aussen zwei Volumen wahrzunehmen sind. Zum einen der helle Kopfbau als Therapiezentrum und zum anderen der kleine dunkle Neubau mit den Gästezimmern. Die Setzung des einfachen Volumens spannt zwei Plätze im Westen und im Norden des Altbaus auf, welche als Kurpark mit Pergola, Kräutergarten und privaten Aussenräumen ausgestaltet werden. Das Bistro wird in die Hangmauer aus Naturstein integriert. Die Materialisierung des neuen Volumens fügt sich mit der Natursteinfassade aus San Bernardino Silber (Gneis) in die terrassierte Umgebung ein. Durch die hellen Fassadenbänder aus geschlemmtem Beton wird die Horizontale betont. Im Übrigen wird die Aussenraumgestaltung auf die Materialien Stein und Metall reduziert, um eine einheitliche Atmosphäre zu generieren. Im Innern werden natürliche Materialien wie Stein, Lehm und Holz nach dem Konzept der «heilenden Architektur» verwendet.
Um den Altbau in seiner historischen Substanz zu erhalten, wird er mit denkmalpflegerischen Ansätzen saniert. Es wird grossen Wert auf die Reversibilität der Interventionen gelegt. Die originalen Oberflächen sollen erhalten und repariert werden. Das neu erstellte Treppenhaus mit glatten Oberflächen hebt sich bewusst vom Altbau ab und bildet somit ein Kontrast zum historischen Bauwerk.
Projektierung
Den Altbau mit einem Neubau zu kombinieren hat grosses Potenzial. Alle technisch intensiven Räumlichkeiten werden im Anbau untergebracht. Somit können die neuen technischen Installationen im Neubau montiert werden und der Altbau wird von aufwendigen Leitungsführungen verschont. Um die regionalen Restaurants zu fördern, erhält die Klinik keine eigene Küche, sondern ein Catering-Konzept mit Anrichte und Speiselift. Durch die unterirdische Verbindung von Alt und Neu erfüllt der gesamte Betrieb die Brandschutz- und Rollstuhlanforderungen mit nur einem Treppenhaus. Dieses Treppenhaus ist zugleich das einzige Element, welches im Altbau komplett erneuert wird. Die vertikale Erschliessung wird am gleichen Ort wie zuvor neu erstellt, wodurch die Splittgeschossigkeit weiterhin gewährleistet wird und der nördliche Risalit seine Bedeutung beibehält. Um das durchlüftete Dachgeschoss auch in den Winter- und Sommermonaten nutzen zu können, werden zwei autonom beheizte Glaskörper aufgerichtet. Sie werden so platziert, dass sie den Dachstuhl nicht beeinträchtigen und von der West- bzw. Ostfassade belichtet und belüftet werden können.
Der Neubau mit den Gästezimmern erscheint sehr schlicht und kompakt. Die sechs Gästezimmer können durch einen zweiten Eingang im Norden unabhängig vom Therapiezentrum erschlossen werden. Das ermöglicht eine systematische Trennung von des Tagespatienten und stationären Gästen.
Realisierung
Die bestehende Heizung wird durch eine Hochleistungs-Wärmepumpe mit Erdsonden ersetzt. Somit können Altbau und Neubau getrennt betrieben werden. Während die neue Heizung und Sanitärleitungen an die bestehende Verrohrung anschliessen, werden die Elektroleitungen im Altbau auf Putz montiert, wie es heute bereits vorzufinden ist.
Die Gewölbekeller sind keine dichten Gefässe, sondern Pufferzonen. Die Nutzung ist daher auf die Verhältnisse abzustimmen. Die Feuchtigkeit vom Erdreich wird mit Drainagen verringert. Durch den Einsatz von Schaumglasschotter kann eine Wärmedämmwirkung erzielt werden. Die Raumfeuchtigkeit wird mit einem Lüftungskonzept verbessert. Über der Gewölbedecke wird Schaumglasgranulat eingesetzt, um den Dämmperimeter abzuschliessen.
Um die äussere und innere Substanz zu erhalten, wird das innere Wandtäfer mit Zellulose ausgeblasen. Zellulose hat eine relativ gute Wärmespeicherfähigkeit und ist kapillaraktiv. Die Fassade wird gewaschen, Fehlstellen aufgefüllt und mit Kalkfarbe gestrichen.
Die Fensterflügel werden mit Fensterdichtungen versehen und das Einfachglas durch eine Isolierverglasung ersetzt. Mit Ölfarben wird den Fenstern ihre ursprüngliche Farbe wiedergegeben.
Das Dachgeschoss wird durch eine Dachbodendämmung aus dem Dämmperimeter ausgeschlossen. Aus Sicht der Bauphysik und der Denkmalpflege ist dies oft die effizienteste Lösung. Durch die autonomen Glasboxen kann das Geschoss trotzdem über das ganze Jahr genutzt werden.