Die Eigenschaften des Ortes, an einer Eckparzelle mit engem Hof und weitem Geleisefeld, werden in einem spezifischen, passgenauen Entwurf thematisiert und mittels ungewöhnlichen Wohnungen mit teilweise 1.5-geschossigen Räumen umgesetzt.
Ausgangslage
Der monolithische Neubau befindet sich an einer städtebaulich prägnanten Lage, am Kopf der Margarethenbrücke, sowie an der Ecke eines transformierten Blockes der Güterstrasse in Basel, wo sich historisch die Umschlagplätze, Güterschuppen und gewerblichen Bahnhofnutzungen befanden. Über einen 2010 durch den Kanton Basel-Stadt festgesetzten Bebauungsplan, wurde die städtebauliche Setzung des südlichen Ausganges des Bahnhofs SBB gefasst. Das Programm umfasst, neben Gewerberäumen auf Stadtebene, insgesamt 17 Mietwohnungen in den insgesamt 4 Obergeschossen und dem Attika.
Entwurfsidee
Der Ort ist geprägt durch die Weite der nordöstlichen Geleisefelder mit dem Horizont des Elsässertors von Herzog & de Meuron von 2002 und durch den knapp geschnittenen südlichen Hof an der Ecke des neuen Blockrandes. Diese städtebaulich bedeutende Situation mit den extremen Spezifika der beiden Ausrichtungen spiegelt sich in einem aussergewöhnlichen Gebäudeschnitt wider, der mit überhohen Wohnräumen zu den Geleisen, eine präzise und räumlich reiche Antwort auf die Qualitäten des Ortes bietet. Das Raumprogramm sieht im Erdgeschoss auf Stadtebene kommerzielle Nutzungen u.a. mit Bar vor, während die oberen vier Regelgeschosse und das Attika jeweils unterschiedliche, insgesamt 17 Wohnungen aufnehmen, welche über zwei Treppenhäuser doppelspännig erschlossen werden. Herausragendes Merkmal der Wohnungen sind die über 4.00 Meter hohen Wohnräume, die sich aus der komplexen und räumlich reichen Schnittfigur ableiten. Die räumliche Enge im knapp gefassten Hof wird mit grosszügig dimensionierten Balkonen und Loggien aufgewertet. Die Enge zum Hof kontrastiert mit der Weite des Geleisefeldes, welche durch die überdimensionierten und ungeteilten Fenster den bildhaften Charakter des Ausblickes überhöht.
Projektierung
Die plastisch eindrücklich entwickelte Stadtfassade – gegossen aus weissem Beton – trägt den räumlichen Reichtum auch mit der charakteristisch reliefierten Gebäudeecke in den Stadtraum. Die Konstruktion folgt dem logischen Prinzip der harten Schale zur Stadt und dem weichen Kern nach Innen. Die Decken lasten auf Stahlstützen in der Dämmebene, der Wandaufbau bleibt vergleichsweise schlank, und damit einhergehend bleibt der Grauenergieabdruck verhältnismässig gering.
Das Projekt zeigt eindrücklich, wie sich aus dem reichen Zusammenspiel von Typologie, Material und Konstruktion eine gültige Architektur entwickeln lässt, die unbeeindruckt durch den Zeitgeist, den Ort mit einer starken und unverwechselbaren Identität bereichert.