Wohnbauten: Mehrfamilienhäuser und Überbauungen, Transformation: Sanierungen, Umnutzungen
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Sanierung Mietshaus Tägermoos
Projekt-ID:
696495
Bezugsfertigstellung:
Mai 2017
Wohnungen :
3
Stockwerke:
3
Parkplätze:
5
Gebäude:
1
Untergeschosse:
1
Grundstücksfläche:
665 m2
Geschossfläche:
569 m2
Nutzfläche:
360 m2
Gebäudevolumen:
1800 m3
Gebäudekosten BKP 2:
CHF 2'200'000.00
Links
Projektbilder & Renderings
Pläne
Situation 500
Grundriss UG
Grundriss EG
Grundriss OG
Grundriss DG
Ostfassade
Südfassade
Westfassade
Nordfassade
Querschnitt Nord Süd
Querschnitt Anbau
Querschnitt West-Ost
Plan A0
Kurzbeschrieb
Das ehemalige Mietshaus aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts wurde totalsaniert und neu konzipiert. Damit konnte einer der letzten Zeitzeugen einer prägenden Epoche in direkter Nähe zu Konstanz DE in seiner Identität erhalten und gestärkt werden.
Ausgangslage
Nach dem Abriss eines Hausteils in den 1980er Jahren stand die verbleibende Haushälfte eines klassischen dreistöckigen Mietshauses aus den Anfängen des 20 Jahrhunderts alleine nahe der Grenze zu Konstanz. Der im Westen angebaute kongruente Baukörper wurde im Zuge einer Wohnüberbauung in den 1990er Jahren bereits rückgebaut. Eine umfassende Gebäudeanalyse empfahl einen Rückbau. Durch das architektonische Konzept in Zusammenarbeit mit der Bauherrin konnte die historische Backsteinarchitektur wiederbelebt werden.
Entwurfsidee
Die Lage zu Konstanz mit der Hauptausrichtung der Wohnräume und der representativen Klinkerarchitektur gegen Norden, definieren die Historie. Mit einer Entkernung, einer Umdrehung der Wohnungen nach Süden und der Entflechtung der vertikalen Erschliessung mittels eines Anbaus mit Balkonen wird das Gebäude nun neu wieder als Solitärbau definiert. Die Entwurfsidée formuliert mit der Addition einer neuen Schicht und der Umkehrung der ursprünglichen Nordorientierung wieder ein modernes urbanes Wohnen. Die ursprüngliche gründerzeitliche Architektursprache der gesamten Tägermossstrasse wird nochmals als identitätsstiftender Moment inmitten der mittlerweile heterogen Gebäudeumgebung wahrgenommen. Gleichzeitig integriert sich das Gebäude über die einfache nachvollziehbare Materialisierung selbstverständlich in den Kontext, ohne den Bestand zu konkurrenzieren. Die ursprüngliche Handwerkkunst wird in der gleichen Sorgfalt der formalen Einfachheit weiterentwickelt und zitiert.
Projektierung
Die Hauptausrichtung der drei ursprünglichen Wohnungen und die representative Klinkerfassade waren gegen Norden auf die ehemals bedeutungsvolle Grenzstrasse zu Konstanz ausgerichtet. Durch das Herauslösen des Treppenhauses aus dem Bestandesvolumen in Kombination mit der neuen Balkonschicht, konnten drei einfach konzipierte und grosszügige Stadtwohnungen entworfen werden. Die Hauptausrichtung der Wohnungen orientiert sich neu gegen Süden zum vorgelagerten gemeinsamen Garten.Das neu angefügte Erschliessungsvolumen manifestiert sich in seiner technoiden Ausformung als eigenständiges Element. Die direkte Materialisierung in Beton und Metall ist eine Reminiszenz an die Klinkerarchitektur und der damit zusammenhängenden Historie der Industrialisierung in Kreuzlingen. Horizontale Gliederungen des Falzbleches mit den unterschiedlichen Transparenzen zitieren die Ornamentik der Backsteinarchitektur. Die West- und Südfassade wurden neu in Anlehnung an den Bestand in als Lochfassaden mit stilisierenden Einfassungen entworfen und zeigen den Bruch zur Klinkerfassade. Damit bricht sich das Gebäude wieder über jeweils eine Fassadenkante. Das gestalterische Konzept spielt mit dem Gedanken der ehemaligen verputzten Rückfassade und der Brandmauer. Damit fügt sich das Volumen wieder als eigenständiger Solitärbau in die vorhandene heterogene Bebauungsstruktur.
Realisierung
Die Projektierung umfasst im Grunde genommen 4 Teile. Der Anbau mit der externen Erschliessung mit der neuen Balkonschicht, die Entkernung des Bestandes mit dem Rückbau der Südfassade, der Wiederaufbau der Geschosse in einer Massivbauweise mit der Neugestaltung der Süd- und Ostfassade und die Sanierung der bestehenden Klinkerfassaden der Ost- und Nordfassaden. Der Bestand mit den Innenwänden und den Geschossdecken aus Holz wurde komplett entkernt. Die bestehenden massiven Aussenwände wurden mit einer Innendämmung massvoll gedämmt. Die Südfassade wurde neu aufgebaut und mit einer hochwertigen Mineralwolldämmung isoliert. Die bestehende Klinkerfassade mit den Sandsteingewänden wurde sorgfältig saniert. Aus der bestehenden ehemaligen westlichen Brandwand wurden neue Öffnungen gestanzt. Das Dach wurde vollständig neu aufgebaut. Aufgrund der Seenähe wurden aufwendige Stabilisierungsmassnahmen mittels Pfahlfundationen ausgeführt.
Besonderheiten
Die Herausforderung aus architektonischer Sicht war der Umgang mit der Substanz in Verbindung mit dem Weiterbauen. Die Schnittstelle zur Anbiederung, dem geschmäcklerischen Zitieren zu finden. Dabei hat sicherlich auch die gute Lage des Objekts und die damit zusammenhängenden Möglichkeiten geholfen. Wobei historisch das Mietshaus ursprünglich während einer ähnlichen ökonomischen Situation erstellt wurde. Damit schliesst sich der Kreis und das Gebäude konnte entgegen dem Trend als Identität erhalten werden.
Baulich war die Nähe zum Bodensee und der entsprechende herausfordernde Baugrund eine Besonderheit. Der Moment mit den drei freistehenden Fassaden und dem Wiederaufbau auf einem puddingartigen Untergrund war prägend.