Im historischen Dorfbach-Quartier in Schwyz entstanden auf einer Restparzelle zwei kleinmassstäbliche Bauvolumen, die sich auf selbstbewusste und zeitgemässe Art und Weise in die Siedlungsstruktur eingliedern. Neben dem Grundsatz der inneren Verdichtung war der Nachhaltigkeitsgedanke zentral.
Ausgangslage
Das Grundstück liegt in der Kernzone der Gemeinde Schwyz und zugleich auch in einem vom Bund inventarisierten ISOS-Gebiet. Die Parzelle gehört zu einem nördlich angrenzenden Wohnhaus und wurde bis anhin als Privatgarten genutzt, was nicht mehr den heutigen Bedürfnissen der Bauherrschaft entspricht. Im engen Dialog wurde die Idee entwickelt, auf der engen und durch eine historische Umfassungsmauer umbauten Restparzelle Micro Apartments zu bauen und somit ein neues Wohnmodell für eine ressourcenschonende Lebensweise im Dorfkern von Schwyz zu schaffen.
Entwurfsidee
Das Dorfbach-Quartier in der Kernzone von Schwyz ist geprägt von vielen kleinmassstäblichen, in ihrer Substanz oft historischen Bauten. Ein Grossteil davon hat in den letzten Jahrzehnten Veränderungen und Anpassungen in Form von An- und Umbauten erfahren. Im Rahmen der schweizweiten Zielvorgabe der Verdichtung nach Innen soll das Projekt mit zwei kleinen Bauvolumen auf einer ehemaligen Gartenparzelle die logische Entwicklung fortsetzen. Die eng zueinanderstehenden Neubauvolumen respektieren durch ihre Setzung, Grösse und Konstruktionsweise die bestehende Siedlungsstruktur und lassen spannungsvolle und quartiertypische Aussenräume entstehen. Die reduzierten Fassaden aus vertikalen, geschwärzten Holzschalungen und die markanten Satteldächer geben den Baukörpern einen zeitgemässen architektonischen Ausdruck und bringen „jugendliches“ Leben ins Quartier. Das Credo der Verdichtung prägt auch die innere Organisation der energieautarken Tiny Houses. Die Innenräume der jeweils zwei Wohneinheiten pro Baukörper sind aufs Wesentliche reduziert. Das Ergebnis sind vier Wohneinheiten mit je einer Küche, einer Nasszelle, einem Wohn- und Schlafraum und bei zwei Wohnungen mit zusätzlich einer Schlafgalerie unter dem Dachgiebel. Durch die offene Raumstruktur, natürliche Materialien, eine gut gedämmt Gebäudehülle und Specksteinöfen als Wärmequelle bieten die Micro Apartments auf minimaler Grundfläche ein maximales Wohnerlebnis und ein behagliches Raumklima.
Projektierung
Bei der Umsetzung der Entwurfsidee standen dem heutigen Zeitgeist entsprechend die Aspekte der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft im Zentrum. Die verwendeten Baumaterialien sollten einen möglichst geringen grauen Energiewert aufweisen, einen langlebigen und unterhaltsarmen Betrieb ermöglichen und von späteren Generationen mit einfachen Mitteln wieder in den Baustoffkreislauf zurückgeführt werden können. Die Wahl fiel auf einheimisches Fichten-/Tannenholz, das in den naheliegenden Wäldern der OAK Schwyz wächst und in der Region zu Konstruktionsholz und Platten verarbeitet wird. Die Materialien werden durch rein mechanische Verbindungen additiv zu einer Konstruktion zusammengefügt, die mit einem Minimum an Klebstoffen auskommt und ein schadstofffreies Innenraumklima garantiert. Die Gebäude schweben auf Stahlträgern über dem gewachsenen Boden, sodass auf CO2-intensive Fundamente aus Beton und grössere Erdbewegungen verzichtet werden konnte.
Neben der Bauweise ist auch das Energiekonzept ressourcenschonend. Mit einer gut gedämmten Gebäudehülle konnte der Heizenergiebedarf auf ein Minimum gesenkt werden. Die erforderliche Wärme wird für jede Einheit ausschliesslich durch einen Specksteinofen geliefert. Die elektrische Versorgung erfolgt ebenfalls autark. Auf der gesamten Dachfläche wurde eine PV-Anlage mit zentralem Energiespeicher erstellt.
Besonderheiten
Durch eine ressourcenschonende Lebensweise, kann der Mieter die Umwelt schonen und gleichzeitig Geld sparen. Die Holzlieferung von 2 Ster für den Ofen sowie der Stromverbrauch von 175KWh sind im Mietpreis enthalten. Durch eine intelligente Steuerung kann der Mieter die Produktion der PV-Anlage und seinen Verbrauch in Echtzeit ablesen und sein Verhalten wenn nötig optimieren. Die bisherigen Auswertungen haben gezeigt, dass die Einhaltung der genannten Werte ohne Komforteinbusse möglich ist.