Kirchen und Kapellen (Umbau innen), Konzertbauten und Theaterbauten (Umbau innen), Denkmäler, Kunstbauten (Umbau innen)
Wettbewerbskategorien
Transformation: Sanierungen, Umnutzungen
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Umnutzung First Church of Christ Scientist, Basel
Projekt-ID:
774904
Bezugsfertigstellung:
März 2020
Anzahl Arbeitsplätze:
118
Stockwerke:
2
Gebäude:
1
Untergeschosse:
1
Grundstücksfläche:
1507 m2
Geschossfläche:
1535 m2
Nutzfläche:
1051 m2
Gebäudevolumen:
8750 m3
Links
Projektbilder & Renderings
Pläne
Situation
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Längsschnitt
Querschnitt
Fassade Südost
Fassade Nordwest
Fassade Südwest
Detail Hauptfassade
Plakat A0
Videos
Kurzbeschrieb
Die «First Church of Christ Scientist, Basel», wurde 1936 von Otto Rudolf Salvisberg erbaut und 2003 unter Denkmalschutz gestellt.
Zwischen 2017 - 2020 wurde das Kirchengebäude umfassend saniert und zum Proberaum und zur Geschäftsstelle des Sinfonieorchesters Basel umgenutzt.
Ausgangslage
Die neue Nutzung erforderte nicht nur den Einbau einer ebenen Bühne, auch waren bauliche Massnahmen zur Schallschutzverbesserung gegenüber der Nachbarschaft, raumakustische Anpassungen des Hauptsaals, der Einbau von hindernisfreien Sanitäranlagen sowie eine neue Beleuchtung des Bühnenbereichs notwendig. Im Obergeschoss wurde die neue Geschäftsstelle des Orchesters in die Grundrissgeometrie einbeschrieben. Ergänzend dazu wurde das bestehende Bauwerk den heutigen Anforderungen an Sicherheit, Brandschutz und Gebäudetechnik angepasst, die Erdbebenstabilität verbessert und das Dach saniert.
Entwurfsidee
Denkmalpflegerische Ausgangslage
Der bis zur Umnutzung gute und nahezu unveränderte originale Erhaltungszustand, nicht nur im unveränderten Erscheinungsbild, sondern bis in die Oberflächen wie dem unterdessen 80-jährigen Kautschuckboden in der Erschliessung oder dem Strukturputz des Kirchensaals verblüfft und nimmt gefangen und muss als einer der wertvollsten, da authentischen Zeitzeugen der Architektur Otto Rudolf Salvisbergs angesehen werden.
Das im Jahre 2017 noch nahezu original erhaltene Bauwerk erforderte in allen Bearbeitungsbereichen ein Höchstmass an Sorgfalt und Rücksichtnahme im Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz und der architektonischen und räumlichen Gesamterscheinung.
Mit umfangreichen Variantenstudien und im ständigen Dialog mit der Denkmalpflege entwickelt, entsprechen die Eingriffe einerseits in Materialwahl und Formensprache dem Geiste des originalen Bauwerks, andererseits sind sie mehrheitlich ablesbar und grösstenteils reversibel. Für jedes Bauteil und jeden Raum wurde eine eigene, massgeschneiderte Lösung erarbeitet. Nachfolgend werden einige Detailbereiche genauer beschrieben.
Projektierung
Verglasung des Sonntagsschul-Saals an der Frontfassade:
Die ursprünglichen gezogenen und heute aufgrund ihrer Höhe von 2.85 m nicht mehr erhältlichen Glasscheiben, sind als eigenes Bauteil schützenswert. Jedoch bestanden an den Bronzeprofilen Korrosionsschäden und die neue Nutzung des Raumes erforderte eine thermische und sicherheitsrelevante Verbesserung der Verglasung. Die originalen Scheiben wurden vorsichtig aus- und in der Werkstatt zu neuen Verbundgläsern umgebaut. Die Tragkonsolen wurden vor Ort verstärkt, die Schäden an den Metallteilen saniert und die Profile thermisch entspannt. Auf diese Weise konnte trotz neuer Anforderungen ein grosser Teil der Originalsubstanz erhalten bleiben, was für die räumliche Wirkung nach Innen und Aussen von zentraler Bedeutung ist.
Treppengeländer der Wendeltreppen:
Die für Salvisberg typischen, elegant geschwungenen Treppengeländer mussten trotz Schutzstatus an die heutigen Gesetze angepasst werden. Um möglichst wenig in das bestehende Bauteil einzugreifen wurden die Geländer “en bloc“ um 18cm angehoben und mit neuen verlängerten Konsolen wieder an der Treppenwange befestigt. Auf der Innenseite des Geländers wurde vollflächig ein sehr durchlässiges Hexagonalblech punktuell aufgeschweisst, welches den Absturzschutz gewährleistet und das ursprünglich etwas wacklige Geländer zusätzlich aussteift.
Durch den hohen Lochanteil des Blechs ist dieses aus der Distanz vom Foyer aus gesehen praktisch unsichtbar.
Realisierung
Proberaum im Kirchensaal:
Um die Emissionen nach Aussen zu reduzieren, wurden in diesem Raum der bestehenden Verglasung neue und unabhängige Schallschutzfenster als zweite Ebene raumseitig vorgelagert. Sie reduzieren den Schallpegel in der Umgebung und schützen die originale, in Blei gefasste Verglasung vor Vibrationen. Durch die schlanke Bauweise der neuen Holzprofile und den grossen Scheibenformaten werden in der primären Raumwirkung nach wie vor die originalen Fenster mit den farbigen Gläsern wahrgenommen.
Zudem musste neben diversen akustischen Massnahmen auch die Lüftung und Beleuchtung angepasst werden. Der originale Lüftungsventilator im Untergeschoss konnte erhalten bleiben, da er wegen seinem sehr ruhigen Betriebsgeräusch für den Orchesterbetrieb ideal ist. Dasselbe gilt für die Beleuchtung. Die alten Pendelleuchten wurden technisch saniert und mit Hochleistungsstrahlern auf einer zweiten Ebene ergänzt. Die ursprüngliche Beleuchtung kann weiterhin unabhängig aktiviert werden, die neuen Leuchten werden als additives Element reduziert wahrgenommen.
Orchesterbühne:
Um eine ebene Bühne für die Musiker zu schaffen, mussten die bestehenden Bänke mit den Klappsitzen ausgebaut werden. Dieser Entscheid wurde schweren Herzens gefällt, da der Nicht-Erhalt der Bänke für lange Zeit ein «no-go» war. Als Tribut an die alten Bänke wurde die Materialisierung der Bühne aus demselben Material geschaffen; ein Parkett aus Eschenholz, lasiert mit Naturöl in Eichenfarbe.
Besonderheiten
Bei dieser komplexen Umnutzung versuchten wir sowohl dem annähernd im Originalzustand erhaltenen Bauwerk von Salvisberg als auch der doch sehr sensiblen neuen Nutzung durch das Sinfonieorchester den gebührenden Respekt entgegenzubringen und beide Themen in die baulichen Anpassungen einzubeziehen. Als übergeordnetes Ziel galt es, die räumlichen und architektonischen Qualitäten des Bestandes zu erhalten und keinen Kontrast dazu aufzubauen.
Die Umbaumassnahmen ordnen sich den bestehenden Raumwirkungen, Materialien und Stimmungen unter, sodass sie teilweise fast nicht mehr wahrgenommen werden.