Die Gemeinde Roggwil ist eine Dorfgemeinschaft mit rund 4‘000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Wunsch der Gemeinde nach einem lebendigen Dorfzentrum ist gross. Die Nutzungs- und Aufwertungspotenzialen im Dorfzentrum sollen aufgezeigt werden.
Ausgangslage
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Thematik des Weiterbauens im Dorfzentrum der Gemeinde Roggwil. Sinnbildlich für das Spannungsfeld zwischen dem Erhalt denkmalpflegerisch geschützter Substanz und dem Wunsch nach baulicher Entwicklung. Einerseits sollen Aussagen zu Grösse, Position und Ausrichtung möglicher neuer Volumen im Zentrum gemacht werden. Die Betrachtung der Aussenräume spielt dabei eine grosse Rolle. Es gilt regionaltypische Typologien und Konstruktionen zu berücksichtigen.
Entwurfsidee
Die Ordnung und Selbstverständlichkeit des alten, gewachsenen Dorfes soll wieder hergestellt werden und als Leitbild für die zukünftige Entwicklung Roggwils stehen. Nach diesem Leitsatz soll eine komplette Umgestaltung der Parzelle erfolgen.
Die oberirdisch gebaute Substanz wird komplett rückgebaut. Die Untergeschosse sollen an den Neubau angebunden werden, um weiterhin dem Dorf als Lagerfläche zu dienen.
Städtebaulich dient der Bestand als Vorbild. Er soll kritisch hinterfragt werden. Die funktionierenden Elemente werden übernommen. Zusätzliche Elemente werden dort hinzugefügt, wo sie benötigt werden und eine Verbesserung erzeugen. Die Weiterentwicklung des Gebietes soll auf städtebaulicher Ebene als sorgfältige Transformation des Vorhandenen verstanden werden.
Projektierung
Betrachtet man die historischen Bauten in Roggwil wird man von einer Vielzahl von Holzbauten begrüsst. Meist in einer Riegel- oder Ständerbauweise ausgeführt. Die Konstruktion zeichnet sich an der Fassade ab und gliedert diese mit Hilfe den Fensteröffnungen stark. Als Abschluss dient ein mächtiges Dach, welches im Dorf eine sehr heterogenes und interessantes Gesamtbild ergibt.
Die Ausfachung im historischen Riegelbau bestand meist aus Lehm, Holzgeflecht oder Lehmsteinen, später aus Mauerwerk und Putz. Heute wird das Gefache meist mit Dämmmaterial ausgefüllt und eine Verkleidung übernimmt den Wetterschutz.
Die Ständerbauweise arbeitet ebenfalls mit normierten und engmaschige gesetzten Kanthölzern, die über zwei oder mehr Geschosse durchlaufen. Der Grad der Normierung ist jedoch geringer und die Art der Verbindungen beschränkt sich auf Zapfenverbindungen und Aus- bzw. Überblattungen.
Der gewählte Holzskelettbau ist die filligranste Holzbauweise. Das Tragwerk wird von vertikalen Stäben und horizontalen Balkenlagen oder Scheiben gebildet (analog dem Stützen-Platten-Prinzip des Massivbaus). Die Materialkonsistenz der vertikalen und horizontalen Stabelementen (Schnittholz oder verleimtes Brettschichtholz) und die Art der Knotenausbildung bestimmen das Mass der überbrückbaren Spannweiten und den tektonischen Ausdruck der Tragkonstruktion. Neben Massivholz kommen vor allem Brettschichtholz und andere verleimte Strukturelemente zur Anwendung.
Besonderheiten
Am Anfang der Arbeit wurde, ausgehend von einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Ort eine These eingeführt. Diese beschäftigte sich mit der Fragestellung, nach einer neuen Ordnung der Parzelle, welche aus der Selbstverständlichkeit des historisch, gewachsenen Dorfkerns herausgeht. Eine Korrektur, welche auf verschiedenen Ebenen nach Klarheit und der über die letzten Jahrzehnte verlorenen Präzision gesucht hat.
Mit dem vorgeschlagenen Entwurf wurde eine klare Haltung gegenüber der städtebaulichen Setzung öffentlicher Bauten, der Wichtigkeit öffentlicher Aussenräume, der ortstypischen Konstruktionen und dem architektonischen Ausdruck entwickelt.
Obwohl die oberirdisch gebaute Substanz komplett rückgebaut wurde, soll der Entwurf für die Einwohnerinnen und Einwohner Roggwils nicht fremd wirken. So wurden im Dorf bekannte Elemente wie der zum Platz gerichtete Treppenturm, die Wiederherstellung der dörflichen Hierarchie mittels der Gebäudevolumen, sowie der Bühnenhof, welcher bei den im Dorfzentrum angesiedelten Bauernhäusern immer wieder angetroffen wird, hinzugefügt.
Der Entwurf soll in seiner Angemessen- und Bescheidenheit überzeugen. Dabei wurde eine ähnliche Selbstverständlichkeit angestrebt, welche ich im historisch gewachsenen Dorfkern vorgefunden habe.