Als eine der ersten Etappen der Erneuerung des Mattenbachquartiers entstanden 76 Wohnungen. Die Mietwohnungen sind sehr preisgünstig und wurden mehrheitlich für Familien konzipiert. Die Bauten sind in einer Hybridbauweise konstruiert.
Ausgangslage
Die zwei- bis dreigeschossigen Zeilenbauten im Winterthurer Talgut-Quartier waren durch die Aktiengesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser (GEbW) nach dem zweiten Weltkrieg erstellt worden. Verschiedene Faktoren bewogen die Bauherrschaft dazu, Ersatzneubauten zu planen. Für den Ersatz der bezüglich Grösse, Ausnutzung und Akustik nicht mehr zeitgemässen Bauten einigten sich Grundstückbesitzer und Behörden 2014 auf einen privaten Gestaltungsplan. Die Herausforderung bestand darin, die Richtlinien des Gestaltungsplans einzuhalten sowie weiterhin günstige Wohnungsmieten zu gewährleisten.
Entwurfsidee
Das auf dem Gestaltungsplan «Quartier Talgut» basierende Projekt generiert durch vier Zeilenbauten eine Abfolge von grosszügigen Gartenhöfen und verdichteten Begegnungs- und Erschliessungszonen. Die vier dreigeschossigen Bauten mit Satteldach fügen sich durch die beiden strassenbegleitenden, L-förmigen und zweigeschossigen Gebäudeteile subtil in das Siedlungsquartier ein. Die Qualitäten der Gartenstadt bleiben trotz Verdichtung erhalten. Zugleich wird den neuen Anforderungen und Bedürfnissen des heutigen Zusammenlebens Rechnung getragen. Die in Hybridbauweise konstruierten Bauten erreichen ein gutes Verhältnis zwischen Fläche und Volumen und bieten gut durchdachte Grundrisse mit hoher Wohnqualität. Die Wohnungen sind mehrheitlich für Familien konzipiert. Die Satteldächer sind mit integrierten Photovoltaikanlagen ausgestattet. Dabei wurden Farben, Materialien und Detaillierung so gewählt, dass die PV-Module unauffällig bleiben. Ein wichtiges Element für die Integration in den bestehenden Kontext bildet die sorgfältige Umgebungsgestaltung und Bepflanzung durch Krebs und Herde Landschaftsarchitekten.
Projektierung
Der Entwurf reagiert auf die Richtlinien des Gestaltungsplans mit der vollen Ausschöpfung der erlaubten Ausnutzung, einer repetitiven Bauweise sowie bis 15.5 Meter tiefen Baukörpern. Dadurch konnten die Grundrisse so angeordnet werden, dass es nur wenige Treppenhäuser braucht. Pro Treppenhaus werden drei bis fünf Geschosswohnungen erschlossen. Zur Qualität der Wohnungen tragen Loggien oder Balkone bei.
Die Tragkonstruktion der Bauten ist massiv, Satteldächer und Fassadenelemente hingegen sind aus Holz vorgefertigt. Für die Hybridkonstruktion sprechen zwei Gründe. Zum einen die Energieeffizienz: Holz ist ein nachwachsender Baustoff und bietet auch bezüglich der Dämmung Vorteile. Zum anderen spielten auch formale Aspekte eine Rolle: Das vorgegebene Schrägdach wäre bei einem Massivbau optisch nicht befriedigend gewesen. Die vorvergraute Holzfassade schafft eine natürliche Anmutung, die das Thema Gartenstadt modern interpretiert. Die Aussenräume gliedern sich in urban wirkende Erschliessungsachsen mit hartem Untergrund und Baumbepflanzung, die auch als öffentliche Begegnungszonen dienen, und in parkähnliche Gartenhöfe mit intensiver und artenreicher Begrünung.
Realisierung
Kostengünstiger Wohnungsbau ist gerade bei zwei- bis dreigeschossigen Bauten schwierig umzusetzen. Mit einem durchschnittlichen Mietzins von 215 CHF pro Quadratmeter konnte diese Vorgabe eingehalten werden.
Der Umgang mit dem Thema Gartenstadt birgt gerade bezüglich Gestaltung und Verdichtung grosses Potenzial. Die Wohnüberbauung Mattenbach schafft dank seiner Umgebungsplanung eine Brücke zwischen Alt und Neu.